Der Kachelofen - vom alten Rom bis heute
Der Urahn des Kachelofens
Von den offenen Feuerstellen der Urzeit abgesehen, dürfte der Kachelofen das älteste Heizgerät sein. Der Wärmespender mit der längsten Tradition ist er sicherlich. Als Vorläufer des heutigen Kachelofens kann man den Pfahlbauofen aus der Bronzezeit um 2500 v. Chr. ansehen. Bei dieser im Alpengebiet und im süddeutschen Alpenvorland entstandenen Urform des Kachelofens handelte es sich um Feuerstätten, die aus Steinen und Lehm aufgebaut waren. Die Steine hatten damals bereits die Aufgabe, die Wärme zu speichern.
Der wahrscheinlich älteste Kachelofen einer auch heute noch üblichen Bauart dürfte in der Landesfürstlichen Residenz in Meran zu finden sein. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert. In etwa zur gleichen Zeit werden Schornsteinfeger geschichtlich erwähnt.
Eine Anstellungsurkunde zum Schornsteinfeger, aus dem Jahre 1579, hat folgenden Text:
Bernhardten von Meylants Kemmettfegers Bestellung.
Wir Johanns von Gottes Gnaden Pfaltzgraff bey Rhein, Hertzog in Beyern, Graf zu Veldenz und Spannheim bekenne hiemit, daß Wir Zeigen dieses Bernhardt von Meilandt Kemmetfegern gnediglich bestellen und annehmen lassen also und derogestalt, das er hinfuro alle und jeden Schornstein in diesem unserm Schloß, sodann auch desgleichen in der Muhlen allhie jährlich so oft es jedesmals an einem oder anderem Ort samt und sonders vonnöthen und zum wenigsten viermal im Jahr dermaßen und mit Fleiß reinigen und fegen soll, damit diesfalis Feuers halben kein Gefahr entstehe, und als oft es also von Jeme, nemlich da er sie samtuch einmal gefegt hat, beschicht sollen Jeme durch unseren Landtschreiber allhie zwantzig vier Batzen vor Belohnung und darneben die Cost zu Hoff als lang er darinnen, wie gemelt zu schaffen hat, und weiters nicht gegeben werden.
Ferners haben wir ihme auch genediglichen vergunnt und bewilligt, das er in allen andern unsern Heußern und Clostern dieses unsers Fürstenthumbs die Schornstein gleichergestalt so, oft und dick es notwendig, allenthalben fegen und reinhalten. Jeme auch fur einen jeden durch unsern jedes Orts habenden Keller, Schaffner oder Befehlshaber für Cost und Lohn zwen Batzen gegeben werden solle, doch aber mit dem Geding, das er daselb an einem jeden Ort zu rechter Zeit und nach Notdurft durch sich selbsten oder seine Diener verrichten lasse, und in dem nicht fahrlässig noch seumig erscheine, dansonsten da solches von Jeme (wie gedacht zu gebuerender Zeit und aufs wenigst in einem Jahr zwei oder dreimal je nach jedes Orts gelegenheit) nicht beschicht, soll und mag ein jeder unser diener nach einem andern trachten und denselbigen gebrauchen.
Und was er also in einem anderen Schornstein (darnach er dann mit fleiß alweg zu sehen) an Mangel dardurch Feuers Schaden und Noth zu gewarthen befinden Und was er also in einem und anderen Schornstein (darnach er dann mit fleiß wurde, dasselbige sol er an jedem Orth bei zeiten anzeigen, damit solchen furkomen werde. Er sol auch sich befleißen, das er jederzeit fromme, getreue und Jeme wohlbekannte Diener und Gehülfen, so e zugebrauchen und hien und wieder von seinetwegen schicken wurdet, habe, damit dieselbige niemandts nichts entfrembdet oder sonsten Schaden zugefuegt werde, wie dan solche an keinem uns zugehörigen Orth, sie haben dan von Jeme gewisse Wahrzeichen furzuweisen, eingelassen werden sollen.
Gebieten und empfehlen hiermit allen und jeden unseren Ambtleuthen, Kellern, Schaffneren und andern Dienern, so auf unseren Heußern und Clostern hin und wieder im Befelch sitzen, vorgedachten Bernhardten von Meylandt und die seinige erzehltergestalt bei Jennen einzulassen und zu gebrauchen sich auch solchemnach in allem zu gerichten, das meinen wir gnedig und es beschicht hieran unser Befelch und Willen. In Urkund unseres hiefür gedruckten Rechenkammer Cecrets.
Geben zu Zweibrucken,
den 20. Decembris Anno 79.
Kacheln - attraktive Wärmespeicher
Die weitere Entwicklung des Kachelofens erfolgte im Alpenraum. In den weichen Lehm des Ofenmaterials wurden aus Ton gefertigte Töpfe eingedrückt, um damit die Wärme abstrahlende Oberfläche zu vergrößern. Die Entwicklung des Kachelofens führte in logischer Konsequenz von den einzeln eingedrückten Kacheln zum Kachelmantel. Dabei erkannten die Menschen recht schnell, dass diese vom Hafner gefertigten Kacheln eine Möglichkeit zur künstlerischen Gestaltung boten. Nicht nur Fürsten, auch einfache Bauern ließen sich ihren Kachelofen "maßschneidern".
Unter dem Einfluss verschiedener Epochen
Der eigentliche Kachelofen, dessen Ummantelung ausschließlich aus Kacheln besteht, war erst möglich, als es den Töpfern gelang, aus den runden keramischen Schüsseln quadratische Kacheln mit angeformten Rändern (Rümpfen) zu fertigen. Diese Entwicklung geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Der Kachelofen machte dann in seiner äußeren Gestaltung alle Baustile mit, von der Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus, Biedermeier über die Gründerzeit und den sich daran anschließenden Jugendstil bis heute. Eine Blütezeit für die Kunst des Kachelofens war das 16. und 17. Jahrhundert. Heute lassen sich ganze Stilepochen an den vielen noch erhaltenen Kachelöfen der vergangenen Jahrhunderte nachweisen.
Schon die alten Römer...
Kunsthistoriker meinen, dass auch die alten Römer an der Entwicklung des Kachelofens mitgewirkt haben. Zumindest weist das Wort "caccabus" darauf hin. Ein Caccabus war ein einseitig offener Hohlzylinder. Man reihte sie aneinander und erstellte damit Gewölbe für Brennöfen und sonstige Öfen. Aus "caccabus" dürfte sich das Wort "Kachel" gebildet haben.
Moderne Technik macht den Kachelofen noch vielseitiger
Neben der Anpassung der äußeren Gestaltung hat man es aber auch verstanden, den Kachelofen in diesen Epochen technisch weiterzuentwickeln. Kachelöfen sind deshalb traditionell und modern zugleich:
- traditionell, weil sie im Wesentlichen nach alten und bewährten Regeln gebaut werden;
- modern, weil sie praktisch alle heute vorkommenden Energiearten und eine Vielzahl von Heiztechniken ausnutzen können.
Sie können heute unter vielen Bauarten wie z. B. Grundkachelöfen, Holzbrandkachelöfen, Warmluftkachelöfen, Warmluftkachelöfen mit nachgeschalteten keramischen Heizgaszügen oder mit Warmwasserheizungsteil, mit Backraum etc. wählen, ganz nach den persönlichen Vorstellungen und Bedürfnissen.
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